Zum Rücktritt von Alain Berset
Kehren neue Besen wirklich besser?
Die Überraschung ist gelungen: Niemand hatte damit gerechnet, dass Bundespräsident Berset gerade jetzt seinen Rücktritt ankündigen würde. Auch die «Hard Core Insider» der Berner Politikwelt sind auf dem falschen Fuss erwischt worden mit all ihren Prognosen zu Rücktritten und Departementsverteilungen. Mitten in den Startpflöcken zu den nationalen Parlamentswahlen müssen sich die Auguren plötzlich mit einer neuen Aufgabe anfreunden: Mutmassungen, Spekulationen, «was wäre-wenn»-Diskussionen füllen das Sommerloch.
Bereits haben Exponenten verschiedener Verbände aus dem Gesundheitswesen ihre Forderungen an die neue Chefin/den neuen Chef des Departementes des Innern (EDI) formuliert – in einer sorgfältig gelayouteten Broschüre. Dass wir nicht angefragt worden sind, hat wohl seine Gründe... Einer dieser Gründe ist vielleicht, dass wir uns nicht mit Hochglanz beschäftigen, sondern an der Basis rackern, um valable Lösungen zu erarbeiten. Wie wir das seit vielen Jahren machen. Und weil wir nicht nur Forderungen stellen, sondern gleichzeitig versuchen, konstruktive Ansätze zu verfolgen, um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen.
Ein zweiter Grund: Mit dem Gegenvorschlag zur Hausarztinitiative wurde der «Masterplan Hausarztmedizin» in Gang gesetzt. Zum ersten Mal im Schweizer Gesundheitswesen wurden die Haus- und Kinderärzt:innen namhaft und konkret unterstützt. Unter der wohlwollenden Schirmherrschaft von Bundespräsident Berset konnte die Position der ärztlichen Grundversorger gestärkt werden, die akademische Reputation aufgebaut und die finanzielle Situation (ein in der Geschichte einmaliger Vorgang) sogar verbessert werden. Für diese Wertschätzung unserer Arbeit, für diese Unterstützung unserer Bemühungen im Schweizer Gesundheitssystem bedanken wir uns bei Alain Berset. Merci pour tous!
Wir sind natürlich alle gespannt auf die Nachfolge. Versteht er oder sie etwas vom Gesundheitswesen? Wie rasch hat er oder sie die neuen Dossiers im Griff? Und, für uns sehr wichtig: Hat er oder sie ein offenes Ohr für die Anliegen der Haus- und Kinderärzt:innen?
Im Dezember wissen wir mehr. Neben einem neuen Parlament sitzt eine neue Chef:in im EDI. Wir sind gespannt.