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Online-Magazin von mfe Haus- und Kinderärzte Schweiz

Lesedauer ca. 4 Min.

mfe Symposium 2023

Das Fundament der Grundversorgung bröckelt – der Nachwuchs fehlt!

Wir drohen die kostengünstige und qualitativ hochstehende Basis für die medizinische Grundversorgung zu verlieren. Hausärztinnen und Kinderärzte werden dringend benötigt, aber der Nachwuchs fehlt.

Um zu vergleichen, ob sich das Problemverständnis und die Lösungsansätze zwischen den Generationen und Organisationen verändern, haben wir Yvonne Gilli, Präsidentin FMH, und Linda Habib, Mitglied JHaS, drei Fragen zum fehlenden Nachwuchs gestellt:

Yvonne Gilli, Präsidentin FMH
Linda Habib, Mitglied JHaS

 

1. Worin sehen Sie die Hauptursache, dass sich immer weniger Ärzt:innen für die Haus- und Kinderarztmedizin und vor allem für den Schritt in die Praxis entscheiden?

«Zuerst die erfreuliche Nachricht – die Nachfrage der jungen Ärztinnen für Hausarztmedizin bleibt konstant hoch mit ungefähr 40% der Assistenzärzteschaft. Dann die ernüchternden Nachrichten: Arbeitslast, ausufernde Administration und sich ständig ändernde neue Regulatorien führen zu anhaltenden Enttäuschungen – und in letzter Konsequenz sogar zum Ausstieg aus dem Beruf.»

«Es gibt aus meiner Sicht keine einzelne Hauptursache, sondern es sind gleich mehrere Punkte, wie die fehlende Anerkennung und Entlöhnung, aber auch die stetige Überlastung aufgrund des bereits heute akuten Haus- und Kinderärztemangels.

Auch die laufend zunehmenden administrativen Aufgaben für Qualitätssicherung und Verhandlungen mit den Krankenkassen führen zu weniger Zeit für den Patienten. All dies führt zu einem Defizit in der Work-Life-Balance. Die Beschleunigung im Gesundheitswesen ist ebenfalls ein wichtiger Faktor – die Patient:innen machen hier Druck.»

2. Welche drei Massnahmen haben aus Ihrer Sicht das grösste Potential, dieses Thema positiv zu beeinflussen?

  • Studienplätze und Hausarztprogramme in der Zeit der Weiterbildung zur Fachärztin erhöhen und finanzieren!
  • Tardoc durch den Bundesrat genehmigen mit Hausarztkapitel und besser abgegoltener ärztlicher Leistung
  • Gezielte Entlastung von administrativen Leerläufen (nutzenbringende Digitalisierung) und Entschädigung der Kooperation interdisziplinär und interprofessionell
  • Tardoc: Angepasste Entlöhnung der Grundversorger inklusiv den delegierten, interprofessionellen Aufgaben (APN, MPK, Case Manager, Physio, etc.)
  • Entwickelung von kleinen durch Ärzte geführten Gruppenpraxen oder Gesundheitszentrum mit interdisziplinären und interprofessionellen Teams.
  • Bessere Kostenverteilung 

3. In Anbetracht der Wahlen und des/der neuen Gesundheitsminister:in: Was wäre Ihre erste Forderung an das neue Parlament für mehr Nachwuchs in der Grundversorgung?

«Gebundene Finanzierung zur Erhöhung der Ausbildungsplätze und für Hausarztprogramme in der Weiterbildung zur Fachärztin.»

«Politische Unterstützung und vereinfachte Rahmenbedingungen für junge Haus- und Kinderärzt:innen bei der der Übernahme respektiv Umwandlung von Praxen. Dies mit dem klaren Ziel, die nächste Generation für die Praxistätigkeit zu motivieren.»

 

Am diesjährigen Symposium diskutierten Michael Jordi, abtretender Generalsekretär GDK, Sophie Ley, Präsidentin SBK und Schirmherrin der Pflegeinitiative (ihre Statements sind in den Videobeiträgen festgehalten), Yvonne Gilli, Präsidentin FMH und Chefin von 40'000 Ärzt:innen und Monika Reber, Mitglied des mfe Vorstands und Hüterin des Masterplans Nachwuchs.

Sollten Sie das Symposium verpasst haben, finden Sie die Aufzeichnung in voller Länge auf Youtube.