Gatekeeper - Rolle der Hausärzt:innen soll zum Standard werden
Martin Landolt, Präsident santésuisse – ein Jahr im Amt
Im Juni 2022 hat Martin Landolt das Amt als Präsident von Santésuisse angetreten. Kurz darauf hat er in einem Interview mit mfe auch von den Problemen der Unterversorgung und einer Stärkung der medizinischen Grundversorgung gesprochen. Im Interview plädierte er für eine regional differenzierte Betrachtung und attestierte, dass es Regionen gäbe, die mit einer Unterversorgung konfrontiert sind. Was ist seit seinem Amtsantritt bezüglich der Stärkung der Grundversorgung geschehen? Wir haben recherchiert.
Im Dezember 2022 wurde bekannt, dass Santésuisse die freie Arztwahl zur teuren Ausnahme machen will und dass die Gatekeeper-Rolle der Hausärzte zum Standard werden soll. Gemäss Santésuisse sei dieser Systemwechsel reif, da das Krankenversicherungsgesetz auf einem Modell basiere, welches für die allermeisten Leute nicht mehr gelebte Realität sei. Bei den Gatekeeper-Modellen sind die Versicherten verpflichtet, im Krankheitsfall statt der Fachärztin oder dem Facharzt zuerst die Hausärztin oder den Hausarzt, eine Netzwerkpraxis oder eine andere Erstanlaufstelle zu konsultieren. Von diesem Systemwechsel stark betroffen wären die Leistungserbringer und innerhalb der Ärzteschaft würde sich vor allem für Grundversorger eine neue Situation ergeben, zumal die Spezialistinnen und Spezialisten schon heute einen Grossteil der Patientinnen und Patienten per Zuweisung erhalten.
Weitere konkrete Schritte zur Stärkung der Grundversorgung konnten nicht beobachtet werden. Allerdings ist seit dem Amtsantritt von Martin Landolt auch erst wenig Zeit vergangen, und wie er vor rund einem Jahr kommuniziert hat, scheint sein Fokus tatsächlich bei der Konfliktlösung zwischen den Branchenverbänden und der Deblockierung unter den Akteuren im Gesundheitswesen zu liegen. Das alleine sind schon hoch gesteckte Ziele, und dass nach weniger als einem Jahr schon eine Vielzahl an konkreten Fortschritten zur Stärkung der Grundversorgung eingefordert würden, wäre ziemlich tollkühn. Wir sind gespannt auf die weitere Zusammenarbeit mit dem Präsidenten von Santésuisse und messen Martin Landolt an seinen Taten.
Gleichzeitig verabschieden wir uns von Martin Landolt als Nationalrat. Für sein langes und grosses Engagement für die Schweizer Politik möchten wir uns herzlich bedanken und ihm für die Zukunft alles Gute wünschen.