Editorial
Für die medizinische Grundversorgung steht viel auf dem Spiel
Die Politik verspricht auf allen Ebenen, die Haus- und Kinderärzt:innen zu stärken. Die Realität sah bisher anders aus. Die gemeinsame Einführung von TARDOC und diagnosebasierten Pauschalen birgt das Risiko, dass in einer gemeinsamen Kostenneutralität die geplante und versprochenen tarifarische Aufwertung der Haus- und Kinderarztmedizin nicht gelingt, ja unter Umständen eine Verschlechterung droht. Dabei stehen aktuell zwei wichtige Instrumente zu Verfügung, um das Versprechen endlich einzulösen:
- Die Einführung des neuen Tarifs für ambulante ärztliche Leistungen braucht zwingend Garantien, damit die Aufwertung der Haus- und Kinderarztmedizin sichergestellt ist. Es muss gewährleistet sein, dass in der Einführungsphase zeitnah notwendige Anpassungen erfolgen können, um eine weitere Unterfinanzierung der haus- und kinderärztliche Versorgung zu verhindern.
- Mit der BFI-Botschaft muss die Ausbildung von mehr Haus- und Kinderärzt:innen mit 200 Mio. Franken unterstützt werden, damit der Nachwuchs für die ärztliche Grundversorgung nachhaltig gesichert werden kann.
Was hat TARDOC mit dem haus- und kinderärztlichen Nachwuchs zu tun? Sehr viel! mfe hat letzte Woche mit über 53'000 Unterschriften die Petition «Mehr Haus- und Kinderärzt:innen ausbilden» eingereicht. Es braucht jetzt im Rahmen eines «Impulsprogramms Hausarztmedizin» dringend mehr Investitionen in die Ausbildung von Haus- und Kinderärzt:innen, sonst wird sich der Mangel an Grundversorger:innen weiter verschärfen. Dafür braucht es jetzt die finanziellen Mittel.
Das reicht aber nicht. Damit sich die Student:innen auch für den Einstieg in die Haus- und kinderärztliche Praxis entscheiden, braucht es die richtigen Rahmenbedingungen. Eine wesentliche davon ist wirtschaftliche Sicherheit, sprich: endlich bessere Tarife! Und zwar so wie angekündigt. Keine drastischen Einkommensungleichheiten mehr. Was es sicher nicht verträgt, und diese Gefahr droht: eine faktische Abwertung oder Schlechterstellung der ärztlichen Grundversorgung. Es wäre ein verheerendes Zeichen und gefährlich für die wirtschaftliche Situation ganz vieler Praxen und den Nachwuchs.
Es ist höchste Zeit, zu zeigen, dass die Unterstützung kein leeres Versprechen ist, sondern ein echter Wille dahintersteht.