Editorial

Qualität versus Kosten

Die Bevölkerung der Schweiz gibt ihrem Gesundheitswesen regelmässig sehr gute Noten. Der Zugang zu hochqualifizierten Fachleuten ist für alle Menschen in der Schweiz gewährleistet. Sowohl in der Grundversorgung wie in der hochspezialisierten Spitzenmedizin arbeiten Fachpersonen, die bestrebt sind, Patientinnen mit optimaler Qualität zu behandeln und zu begleiten. Dass dies nicht ohne entsprechende Kosten möglich ist, versteht die Bevölkerung sehr gut, wahrscheinlich besser als Verwaltung, Versicherer und Politik.

Immer wieder werden Kostenentwicklung und Prämienentwicklung vermischt, immer wieder wird von einer Explosion der Kosten geredet, wenn wir dann die Fakten anschauen, beträgt die jährliche Kostenzunahme im OKP-Bereich weniger als 3%. Das wäre die «Eingreifgrenze» bei den bundesrätlichen Kostenzielen.

Dass die Prämien für gewisse Bevölkerungsschichten eine Last darstellen, ist unbestritten. Dies ist aber eine Verteilproblematik, politische Lösungen wären sicher möglich. Entsprechende Initiativen sind in der Diskussion. Apropos Initiativen: Als Wahlkampfaktion hat Die Mitte (früher CVP) die Kostenbremseninitiative eingereicht. Was sich die Initianten genau überlegt haben, kann leider nicht diskutiert werden, da sich weder von der Partei noch vom Initiativkomitee Personen für eine Diskussion zur Verfügung stellen. Schade.

Von Seiten mfe - Haus- und Kinderärzte Schweiz haben wir immer vertreten, dass die Grundlage unseres Gesundheitswesens die Arbeit am Patienten nach deren Bedürfnissen und medizinischen Fakten sein muss, und dass die Qualität massgebend ist. Dass die Kosten all dies übersteuern sollen, wie dies mit Kostenzielen vorgesehen ist, und wir nicht mehr wissen, welche Leistungen wir noch erbringen dürfen, stellt eine Gefährdung der Patientensicherheit dar. Ganz zu schweigen vom immensen administrativen Aufwand bei Bund und Kantonen, und vom fehlenden Knowhow auf allen Ebenen. Übrigens hat Qualität viele verschiedene Facetten, denen weder Gesetz noch Verordnung gerecht werden. Innovation kann nicht gesteuert werden. Nivellierung nach unten ist die Folge.