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Online-Magazin von mfe Haus- und Kinderärzte Schweiz

Lesedauer ca. 3 Min.

Vom respektvollen Umgang

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Vom respektvollen Umgang

In den letzten Monaten werden gesundheitspolitische Diskussionen auf verschiedenen Ebenen und zu verschiedenen Themen geführt. Im Fokus sind dabei sehr häufig die Kosten unseres Gesundheitswesens, mit leider vielfach undifferenzierten Aussagen. Was mich aber mehr und mehr betrübt, ist die Art und Weise, wie aggressiv und rechthaberisch die Voten ausfallen.

Bei Diskussionen mit gewissen Versicherern sind wir uns schon lange gewohnt, dass die Grenzen des Anstands fliessend gehandhabt werden. Der Ärzteschaft wird immer wieder unterstellt, überrissene Preise für ihre Leistungen zu verlangen, ganz generell. Aus der Historie kann ich für die Hausärztinnen einfach festhalten, dass die letzte «Lohnerhöhung» im Kanton Zürich 1993 erfolgt ist (der Hausarztzuschlag des Tarifeingriffs 2014 war eine Kompensation für die seit Einführung des Tarmed erlittenen Verluste). In den Verhandlungen zu verschiedenen Themen, seien es Tarife, Massnahmen oder gesetzlich vorgeschriebene Auflagen, werden von Versichererseite immer wieder die Gesprächspartner ausgetauscht oder in der Vorsitzung vereinbarte Punkte wieder in Frage gestellt. Das zeugt nicht von grossem Respekt für die Gegenseite, das ist keine Arbeit auf Augenhöhe. Dass die fehlende Achtung gelegentlich noch durch entsprechende Äusserungen unterstrichen wird, ist mehr als unschön.

Wie gesagt, das ist nicht neu. Aber neu ist, dass nun auch Politik und Verwaltung andere Töne anschlagen. Das Partnerschaftliche, Wohlwollende, das dazu führen soll, dass Lösungen für das Gesundheitswesen gefunden werden, ist nicht mehr spürbar. Im Gegenteil: Verhärtete Positionen werden um jeden Preis gehalten, sogar wenn offensichtlich ist, dass sie quer in der Landschaft stehen. Man kann dann von «Vertreten der eigenen Position» reden, aber wenn es offensichtlich ist, dass man sich verrannt hat, darf man auch einmal einen Fehler zugestehen. Müsste man nicht ein CIRS (Critical Incidence Reporting System) für die politische Diskussion einführen?

Schwierig wird es aber, wenn im Nationalrat in der Debatte um eine Initiative, die niemand will, nicht einmal die Initianten, plötzlich Voten zu hören sind, die von «Gesundheitskartell» sprechen, von einem Selbstbedienungsladen, von einem «Perpetuum mobile der falschen Anreize». Das sind schwerwiegende Vorwürfe, die nicht nur mangelnden Respekt aufzeigen, sondern eine eigentliche Beleidigung sind für alle, die sich Tag für Tag, manchmal über ihre persönlichen Ressourcen hinaus, um die Patientinnen und Patienten in unserem Land kümmern und sorgen.

«J’en ai marre», ich habe es satt, hat ein Hausarzt aus dem Jura am SGAIM-Kongress ins Mikrofon gehaucht. Seit über 20 Jahren arbeitet er in seiner Praxis, sein Umsatz ist in dieser Zeit in etwa gleichgeblieben, die Unkosten sind deutlich gestiegen, seine MPA erhalten mehr Lohn, er dafür weniger: so sieht die Realität in der Hausarztpraxis aus! Und dann werfen ihm Politik und Medien vor, er sei ein Abzocker!

Respekt vor dem Engagement, Respekt vor der Arbeit, Respekt vor der Person sollten als Grundlage für die Weiterentwicklung unseres Gesundheitswesens stehen. Für unsere Patientinnen.